außer dem

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Menschliche Erinnerungen sind nicht konstant, sie unterliegen einer permanenten Veränderung, was bedeutet, dass sie, sich im Laufe der Zeit, verändernde Täuschungen, sind.

In meiner vorangegangenen Werkserie "Episodenrückblicke" (2011) geht es um die Veränderung der Erinnerung, nicht um den Wahrheitsgehalt derselben, sondern um den Wandel und die Illusion der Erinnerung. Wenn Täuschung erinnert wird, ist sie zumindest für die sich erinnernde Person wahr - für den gegenwärtigen Augenblick. Je öfter ich ein- und
dieselbe Person in meinen Arbeiten auftauchen lasse, desto veränderter erscheint sie, jedoch immer der momentanen Situation eingeschrieben, sich damit auseinandersetzend, um ihre jeweils passende Positionierung zu finden.

Ein Leben in der Täuschung – bringt eine Abwesenheit im objektiv Realen mit sich. Wer "abwesend" ist, muss dafür "Anderswo" anwesend sein.

In meinen neuen Werkserien "außer dem" (2012) werden die Personen nun aus ihren eigenen "Rückblicken" (Erinnerungen) herausgelöst, herausgeschnitten - abwesend "gemacht" - in eine andere, neue Umgebung platziert - anwesend "gemacht". Sei diese neue Umgebung nun ein Traum, eine weitere Täuschung oder ein Abbild der Realität, was auch immer wir unter Realität verstehen wollen.

Ruth Brauner, 2012